Geöffnet von 10.00 bis 17.00
Der antike Mythos besagt, dass Aktaion, ein Jäger und Enkel Apollons, die Jagdgöttin Artemis beim Baden am Rande einer Höhle überrascht. Aus Wut darüber, nackt gesehen zu werden, bespritzt ihn die Göttin mit Wasser und verwandelt ihn in einen Hirsch. Aktaion stirbt, weil er von seinen eigenen Jagdhunden verschlungen wird. Der bildende Künstler François Lelong verfremdet den Mythos und schlägt ein alternatives Ende vor, in dem der Jäger seinen Hunden entkommt, aber zu ewigem Umherirren verurteilt ist. Die aus der griechischen Mythologie entlehnte Figur liegt auf den Knien und trägt ihr schweres Geweih, während ihre Augen ins Leere gehen: Ihre Gedanken schweifen wie ihre Figur umher.
Anhand dieser mythologischen Figur hinterfragt der Künstler die Grenzen zwischen dem Natürlichen und dem Kulturellen. Der Theranthrop, ein Wesen, das halb Mensch, halb Tier ist und in zahlreichen Geschichten aus der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit vorkommt, erinnert den Künstler an die komplexe Beziehung, die die Menschheit seit Urzeiten mit der Wildnis unterhält. Bevor es zu schriftlich überlieferten Erzählungen kam, waren diese hybriden Figuren mit menschlichen und tierischen Attributen auf Höhlenwänden und Alltagsgegenständen aus der Altsteinzeit zu sehen.
In dem Projekt des Künstlers materialisiert sich die Wanderschaft des Wilden in der Wanderschaft des Kunstwerks. Bevor die Figur des Aktaions ins Laténium gelangte, wurde sie in verschiedenen inspirierenden Räumen und Landschaften aufgestellt, die François Lelong als „Zufluchtsorte“ bezeichnet. Diese Orte erinnern an die Beziehungen, die die Menschen mit der Natur aufgebaut haben und an die Beziehungen, die der Künstler seinerseits mit der Natur eingeht. Die Natur ist nicht nur Inspirationsquelle für seine Figuren, sondern auch Sammelstelle für die Materialien, aus denen der Künstler seine Skulpturen herstellt.
2024
François Lelong (1968*), Plateau de Millevaches (F)
Actéon – Geweih vom Rothirsch, Holz, Gips, Pflanzenfasern, verschiedene Verbundstoffe, 2024.