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Geöffnet von 10.00 bis 17.00

L’île de Sable

4.10.2025-10.01.2027

Die Ausstellung des Laténiums versetzt die Besucher ins 18. Jahrhundert, in den Kontext der Sklaverei der Kolonialzeit. Sie zeigt, dass die Archäologie den Opfern des Sklavenhandels, die in den historischen Berichten nicht zu Wort kommen, eine Stimme verleihen kann.

Die « île de Sable » ist eine winzige und karge Insel, die von Wellen und Winden gepeitscht mitten im Indischen Ozean liegt. Hier spielt sich im September 1761 eine Tragödie ab, die die Rassenungerechtigkeit und Unmenschlichkeit des Sklaverei-Systems offenlegt. Nach der Havarie eines Handelsschiffes werden die 80 illegal angekauften Personen dort ihrem furchtbaren Schicksal überlassen. Fünfzehn Jahre später legt 1776 endlich eine von Jacques-Marie Boudin de Tromelin geleitete Expedition an der kleinen Insel an und findet dort die letzten Überlebenden vor: sieben Frauen und einen Säugling…

Dieses grausame Drama hat die zeitgenössische Bewusstnahme der abolitionistischen Bewegung beeinflusst und Philosophen wie Schriftsteller bei der Kritik am Sklaverei-System inspiriert. Aber ihre engagierten Schriften enthalten keine Informationen über das, was sich konkret bis zur Rettung der Überlebenden ereignet hat: im 18. Jahrhundert interessierte man sich nicht für das, was die Opfer der kolonialen Ausbeutung durchgemacht hatten. Die Frage drängt sich jedoch auf: wie war es möglich so lange unter solchen Bedingungen zu überleben?

Heute ermöglicht es die Archäologie, den Schleier über diesen vergessenen Abschnitt des historischen Gedächtnisses zu lüften. Die auf der Tromelin-Insel durchgeführten Ausgrabungen belegen die ausserordentliche Widerstandskapazität dieser missachteten Menschen. Um sich an die spärlichen Ressourcen der kleinen Insel anzupassen, haben sich diese aus Madagaskar verschleppten Personen tatsächlich über wichtige Regeln ihrer Ursprungskultur hinweggesetzt. Sie haben eine neue Gesellschaft gegründet, sowie Techniken und Wirtschaftsweisen entwickelt, die es ihnen ermöglichten, der Isolation und den verheerenden tropischen Wirbelstürmen standzuhalten.

Diese Ausstellung wurde mit der Unterstützung des Musée d’histoire de Nantes – Château des ducs de Bretagne und in Kooperation mit :

AUDIOGUIDE

Fanny Wobmann, Neuenburger Schriftstellerin und Schauspielerin hat einen besonderen Audioguide konzipiert, zwischen Fiktion und Dokument. Sie leiht einer imaginären Erzählerin ihre Stimme – eine Schriftstellerin, die sich 1761 auf der Utile einschifft, und die Überfahrt, den Schiffbruch und das Zurücklassen der Sklaven auf Tromelin schildert.

Dauer : ca. 50 Min.

Kostenfrei am Museumsempfang erhältlich !

Photo : Laténium, Guillaume Perret

FÜHRUNGEN DURCH DIE AUSSTELLUNG

In Französisch, Deutsch, Englisch und Italienisch

Für Erwachsenengruppen 
Dauer : 45 Min.
Preis : 85.– [+individuelle Eintritte]

Für Kinder und Jugendgruppen
Alter : ab 8 Jahren
Dauer : 45 Min.
Preis : 70.– [Eintritte inbegriffen]

WORKSHOPS

Kreativ-Workshop – Tiere aus Recyclingmaterial

5–10 Jahre | 1:15 | 115.-

Nach einer kurzen Führung durch die Ausstellung gestalten die Kinder ein Tier aus Recyclingmaterial und lassen sich dabei von den in den Vitrinen entdeckten Gegenständen inspirieren. Mit Hilfe von wiederverwerteten Materialien (Papier, Pappe, Stoff, Knöpfe, etc.) kreieren sie nach ihren eigenen Vorstellungen eine originelle, zwei- oder dreidimensionale Figur oder Collage. Warum gerade ein Tier? Auf der Île de Sable sind Tiere zwar selten, aber sie ermöglichten es den Schiffbrüchigen, zu überleben. Vögel symbolisieren die Hoffnung, sich aus einer Situation zu befreien, während Fische und Schildkröten zeigen, wie stark ihre Lebensräume heute durch die Umweltverschmutzung gefährdet sind.

Ein engagierter Workshop, der die Kinder auf spielerische Weise für Kreativität, Recycling und Resilienz sensibilisiert und dabei in der Ausstellung präsentierte Aspekte hervorhebt: mit dem, was gerade vorhanden ist, Überleben sichern, Solidarität entwickeln und Erfindergeist an den Tag legen.

Entdeckungsworkshop – Gemeinsam überleben

8–15 Jahre | 1:30 | 100.-

Zuerst werden die Teilnehmer/innen durch individuelle Überlegungen dazu geführt, sich in die Lage der Überlebenden von Tromelin zu versetzen, indem sie sich die Frage stellen, was sie auf die Insel mitgenommen hätten. Die anschliessende Führung durch die Ausstellung legt die historische Realität der Île de Sable und die extremen Bedingungen, unter denen die Überlebenden des Schiffsbruchs gelebt haben, nahe. Diese Bewusstnahme hinterfragt Vorurteile und veranlasst die Teilnehmer dazu, ihre Entscheidungen gemeinsam in der Gruppe für eine reelle Situation abzuwägen.

Weitab von den Klischees der paradiesischen Insel entdecken die Teilnehmer/innen die Unwirtlichkeit, das wüste Wetter und die knappen Ressourcen, die das Leben auf der Insel prägten. Durch die Gegenüberstellung von Imagination und Realität werden sie in der Diskussionsrunde dazu angeregt, sich mit den Überlebenden zu identifizieren und ihren kollektiven Einfallsreichtum, ihre Überlebenskraft und ihre Menschlichkeit besser zu verstehen. Anhand einer kurzen Einführung in den historischen Kontext am Ende des Workshops können die Teilnehmer/innen ihr Alltagsleben mit demjenigen des 18. Jahrhunderts vergleichen und die Entwicklung von Gegenständen, Werkzeugen und Lebensbedingungen nachvollziehen.

Für weitere Informationen zu den Veranstaltungen rund um die Ausstellung und vieles mehr: