0

Das Latenium ist geschlossen

Espace Paul Vouga

Forschungsplätze

Der Espace Paul-Vouga wurde über der archäologischen Fundstelle von Hautérive-Champréveyres errichtet, um das neue Archäologiemuseum zu beherbergen. An diesem Ort der Synergien werden zahlreiche Berufe im Zusammenhang mit der Archäologie ausgeübt. Das Laténium ist eng mit den offiziellen Organen verbunden, die die Ausgrabungen, die archäologischen Forschungen und den Kulturgüterschutz im Kanton Neuenburg leiten. Hier befinden sich die Büros und Labors der Abteilung für Archäologie (OARC), die Archive der kantonalen Sammlungen, die Labore für Konservierung-Restaurierung und für Dendrochronologie, sowie der Sitz des Lehrstuhls für prähistorische Archäologie der Universität Neuenburg. Die Präsenz aller dieser Institutionen ist ein grosser Vorteil: im Laténium ist die Aufwertung des Kulturerbes untrennbar mit seinem Schutz und seiner wissenschaftlichen Untersuchung verbunden.

Die Architektur

Das Laténium besticht durch eine offene, klare und elegante Museografie, in der Architektur und archäologischer Diskurs in herausragender Weise verwoben sind. Die exponierten Sammlungen sind mit dem Territorium, aus dem sie stammen, durch Glasfronten, die eine Sicht auf den Archäologiepark und die umliegenden Landschaften ermöglichen, verbunden. Die Architekten Laurent Chenu, Pierre Jéquier, Bruce Dunning, Philippe Vasserot und Peter Versteegh haben Räume konzipiert, die offen ineinander übergehen und so die historische Kontinuität der Vergangenheit veranschaulichen. Sichtbeton, helles Holzparkett, patinierte Metalle, Glas, weite Räumlichkeiten und Glasfronten mit atemberaubender Sicht auf den See charakterisieren das Gebäude.

Die Dauerausstellung versteht sich als eine Reise zurück durch die Zeit. Die mit 6% Gefälle konzipierte Architektur der ersten Räume zieht den Besucher symbolisch in die Tiefe der Zeit und erinnert an die in der Welt der Archäologie so emblematische Stratigraphie. Am Ende dieser Reise ergibt sich ein beeindruckender Ausblick: der Wasserspiegel des erhöhten Wasserbeckens zeigt den 3 m höher liegenden Seespiegel vor der Juragewässerkorrektion (Ende des 19. Jh.) an, der am Horizont in den Neuenburgersee überzugehen scheint.

Die Gebäudehülle aus Stahlbeton ist mit einem Isoliermantel aus Holz umgeben, dessen Farbe sich im Lauf der Zeit verändert.

Das Laténium ist Träger des Museumspreises des Europarates. Diese Auszeichnung würdigt seine Qualitäten im Hinblick auf das europäische Kulturerbe und insbesondere auf die Einbettung des Museums in seine Umgebung und den Archäologiepark, auf die intelligente Nutzung von elektronischen Medien und darüber hinaus auf die europäische Dimension der in der Dauerausstellung behandelten Themen und Objekte. Das Laténium wurde auch mit dem Label Minergie ausgezeichnet, das den innovativen und ökologischen Charakter der Klimakontrollsysteme (natürliche Belüftung, Kühlung durch das Pumpen von Wasser aus einer Frischwasserquelle im Untergrund, Holzheizung mit zuschaltbarer Erdölheizung) anerkennt.

 

L’office de l’archéologie cantonale

Der Schutz und die Aufwertung des Neuenburger archäologischen Kulturerbes sind die Hauptaufgaben der Office de l’archéologie cantonale (OARC). Wenn dieses Kulturerbe aufgrund von menschlichen Aktivitäten (Bauprojekte) oder natürlichen Faktoren (zum Beispiel Erosion) von der Zerstörung bedroht ist, wird die Sicherung seines Schutzes unumgänglich: es werden Voruntersuchungen eingeleitet und gegebenenfalls umfassende Ausgrabungen durchgeführt.

Diese Untersuchungen sind Aufgabe der Präventivarchäologie. Sie stehen in engem Bezug zu den Bauprojekten im Kanton. Aber nicht alle Bauprojekte können von systematischen Untersuchungen begleitet werden. Daher wird Grossprojekten im Zusammenhang mit Infrastrukturen und wirtschaftlicher Entwicklung Vorrang gegeben, die, da sie grosse Flächen umfassen, es den Archäologen ermöglichen, eine möglichst umfassende Kenntnis einer Fundstelle oder einer Mikroregion zu erlangen. Kleinere Projekte oder Zonen sind ebenfalls Gegenstand von Untersuchungen, da sie möglicherweise neue Daten beisteuern oder die Kenntnisse im Zusammenhang mit noch wenig bekannten bestimmten archäologischen Themen oder Zeitperioden im Kanton Neuenburg erweitern können.

Das Labor für Konservierung-Restaurierung

Das Laténium ist mit einem Speziallabor ausgestattet, dessen Aufgabe es ist, den Fortbestand der Objekte unseres archäologischen Kulturerbes zu sichern. Dieses Labor umfasst vier Abteilungen, die mit modernen und leistungsstarken Geräten für die Behandlung von organischen Materialien, Metallen, Keramik, sowie Stein und Glas ausgerüstet sind.

Die vorrangige Aufgabe des Labors besteht in der Umsetzung von präventiven Behandlungen und Konservierungsverfahren. Sobald die bei Ausgrabungen geborgenen Fundobjekte entgegengenommen werden, geht es darum, die langfristige Stabilität der Materialien zu sichern. Zu den Aufgaben der Konservatoren-Restauratoren zählt auch die Überwachung der Klimabedingungen, sowohl in den Ausstellungsräumen, als auch im Fundarchiv des Museums. Ihre Arbeit besteht zudem darin, Fundobjekte zu restaurieren, sowie Faksimiles und Rekonstitutionen von besonders fragilen Stücken für museografische oder didaktische Zwecke anzufertigen.

Das Labor für Konservierung-Restaurierung des Laténiums ist in verschiedene wissenschaftliche Projekte eingebunden, im Bereich der Grundlagenforschung in der Konservierung-Restaurierung ebenso wie in der angewandten Forschung. Diese Forschungen werden im Rahmen von Zusammenarbeiten mit den wissenschaftlichen Instituten der Universitäten oder Hochschulen durchgeführt, aber auch mit anderen Museumspartnern. Diesbezüglich unterhält das Labor eine privilegierte Partnerschaft mit dem Schweizer Studiengang in Konservierung-Restaurierung an der Hochschule ARC Neuchâtel

Die Fundarchive

Um optimale Konservierungsbedingungen für die annähernd 525’000 Fundgegenstände seiner Sammlungen zu garantieren, ist das Laténium mit mehreren Aufbewahrungslagern, die sich im Untergeschoss des Gebäudes und unter dem Neuenburgersee befinden, ausgestattet. Hier werden verschiedene archäologisches Materialien für die Langzeitlagerung aufbereitet (Keramik, Stein, Knochen, Horn und Geweih, Textilien, organische Reste und in Wasser getränkte Hölzer). In diesen Fundarchiven finden sich auch die Verwaltungsarchive des Museums, sowie hunderttausende von wissenschaftlichen Dokumenten (Papierarchive, Fotos, Dias, digitale Dokumente, etc.), die hauptsächlich die Geschichte der Ausgrabungen und archäologischen Forschungen auf dem Gebiet des Kantons Neuenburg seit dem 19. Jahrhundert nachzeichnen.

Die wichtigsten archäologischen Fundserien, d.h. annähernd 20’000 Fundobjekte (insbesondere die Funde der eponymen Fundstelle La Tène), sind in mobilen Glasvitrinen in einem zugänglichen Fundarchiv ausgestellt. Dieses wird an Tagen der Offenen Tür oder bei besonderen Events regelmässig für das Publikum geöffnet.

Photo : Lou Tivollier, HEAD - Genève

Das Labor für Dendrochronologie

Das Labor für Dendrochronologie wurde 1973 im Rahmen der Autobahngrabungen, die in der Bucht von Auvernier durchgeführt wurden, begründet. Von Anfang an konzentrierten sich seine Forschungen sowohl auf die Datierung der Hölzer aus den neolithischen und bronzezeitlichen Pfahlbaudörfern (von etwa 3900 bis 850 v. Chr.), als auch auf die Baugeschichte. Als Teil der Office de l’archéologie cantonale (OARC) steht es in permanentem Kontakt mit den Felduntersuchungen, ist aber auch eng mit der Konservierung und der Museografie der Fundgegenstände aus Holz verbunden.

Das Labor nimmt regelmässig Studenten der Universitäten und spezialisierten Hochschulen für Praktika, Kurse oder Seminare auf. Dank der zahlreichen untersuchten archäologischen und historischen Fundstellen ist es dem Labor für Dendrochronologie möglich, kontinuierlich eine Datenbank zu speisen, die mehrere zehntausend Wachstumskurven enthält. Diese decken eine Zeitspanne von etwa 6000 Jahren ab und betreffen vor allem Holzarten wie Eiche, Tanne, Weisstanne und Lärche.

Der Lehrstuhl für prähistorische Archäologie der Universität Neuenburg

Das Laténium ist auch ein Ort der Lehre und der universitären Forschungen. Es beherbergt die Vorlesungsräume und Büros des Lehrstuhls für prähistorische Archäologie der Universität Neuenburg, mit dem es eine reich bestückte Bibliothek teilt. Der Lehrstuhl für prähistorische Archäologie umfasst als Forschungsschwerpunkte die regionale Vorgeschichte (Neolithikum und Metallzeiten), die Archäologie des Niltales und die Forschungsgeschichte der Archäologie in Europa, stellt aber auch die allgemeine Lehre sicher und ermöglicht Bachelor-, Master- und Doktoratsabschlüsse.

Als Teil der Maison des sciences historiques de l’Université de Neuchâtel (Geschichte, Archäologie, Kunstgeschichte und Museumswissenschaften) pflegt der Lehrstuhl für prähistorische Archäologie im Rahmen eines gemeinsamen Masterprogramms eine enge Zusammenarbeit mit der Universität Fribourg, der Université de Bourgogne (Dijon) und der Université de Franche-Comté (Besançon). In Partnerschaft mit dem Muséum national d’histoire naturelle de Paris organisieren das Laténium und die Universität Neuenburg übrigens jedes Jahr eine «Summer School», die sich an Masterstudenten richtet und Themen wie die Sammlungspraktiken oder die Forschungsgeschichte der Naturwissenschaften und der Archäologie behandelt.

Die stellvertretende Direktorin und der Direktor des Laténiums führen reguläre Lehrveranstaltungen duch und unterhalten zahlreiche internationale akademische Partnerschaften. Der Direktor übernimmt zudem den Posten eines Professors, der es ihm ermöglicht, kollektive Forschungsprojekte zu leiten, die insbesondere vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanziert werden.

Dank dieser universitären Dimension profitiert das Laténium von einem privilegierten Zugang zur wissenschaftlichen Aktualität und von der wertvollen Bereicherung, die die alltägliche Aktivität der Studenten, Lehrenden und ihrer Partner aus der Schweiz und dem Ausland darstellt.