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Geöffnet von 10.00 bis 17.00

Émotions patrimoniales

19. Mai 2019 – 5. Januar 2020

 

Die Ausstellung Emotions patrimoniales lud den Besucher zur Entdeckung der vielfältigen Formen der Verbundenheit mit den Bauten und Hinterlassenschaften der Vergangenheit ein und offenbarte so die ungeahnte Rolle, die die «alten Steine» in unseren Existenzen spielen. In einer verfallenen Wohnung fand der Besucher Familienfotos vor, die oft sehr berührend von Erinnerungen an Besuche archäologischer Fundstätten erzählten. Bilder, Objekte und audiovisuelle Aufzeichnungen zeigten, in welchem Ausmass die Archäologie unseren Existenzen Sinn verleiht.

Ein mehrjähriges Forschungsprojekt zu den jüngsten Umwälzungen der Archäologie ermöglichte es, die Entwicklung der Beziehungen zwischen der Archäologie und der Zivilgesellschaft seit dem Beginn der 1960er Jahre zu analysieren. Die zunehmende Rolle der wissenschaftlichen Expertise gegenüber derjenigen der Laienarchäologen, sowie die Technokratisierung des Berufszweiges des Archäologen sind zwar die markantesten Veränderungen der letzten Jahrzehnte, aber die Archäologie und das Kulturerbe bleiben dennoch nicht ausschliesslich das Anliegen von Archäologen und Experten. Um diese Botschaft dem Publikum vermitteln zu können, wurde das Laténium vom Wissenschafts-Kommunikationsprogramm des SNF (Agora) unterstützt.

Von Mai bis November 2018 führte das Laténium eine landesweite Mitmachaktion durch, bei der die Teilnehmer aufgefordert wurden, in ihren Privatarchiven nach Fotos zu suchen, auf denen sie mit der Familie oder Freunden vor archäologischem oder historischem Schweizer Kulturerbe posieren. Indem eine möglichst grosse Anzahl an Personen zur Teilnahme an dieser Sammlung bewegt wurde, wollte das Laténium einen nachhaltigen Dialog zwischen den mit dem Erhalt und der Aufwertung des Kulturerbes betrauten Archäologen und der Öffentlichkeit herstellen, die letztendlich Besitzerin des archäologischen Kulturerbes ist.

Die 400 gesammelten Fotos offenbarten eine Sicht auf das Kulturerbe, die ausserhalb der Wissenschaft liegt und so unserem Willen entsprach, die Öffentlichkeit in einen Dialog mit der Archäologie einzubinden. Indem die auf den augestellten Fotos gebannten Kulturstätte die Erinnerung und die gemeinsamen Erfahrungen real erscheinen liessen, brachten sie gleichsam Ordnung in unsere Familien- und Kollektivbiographien zu bringen. Das Foto wurde also zur materiellen Unterlage dessen, was wir als «Emotionen und Kulturerbe» bezeichneten.

Die Ausstellung war im Dekor einer verfallenen Wohnung inszeniert, der Ort, an dem sich unser persönliches Leben abspielt, und in vier Themenbereiche gegliedert : «Die Schweizer Archäologie im visuellen kollektiven Gedächtnis», «Das Kulturerbe: ein Kollektivgut mit Zukunft», «Die Verwandlungen des Kulturerbes» und «Nostalgie: die Präsenz einer Absenz». Der Besucher begab sich vom Eingang bis in den Garten und durchlief dabei die Küche, das Esszimmer, ein Kinderzimmer und das Schlafzimmer der Eltern, und beendete den Rundgang erst in einem Schreibzimmer und dann in einer Schatzkammer, in der archäologische Kuriositäten versteckt waren. Bei seinen Erkundungen entdeckte der Besucher Spuren – Bilder, Objekte, Erzählungen und Filme –, die wie die von den Archäologen untersuchten Spuren zwischen unseren jetzigen Existenzen und einer abwesenden Vergangenheit vermitteln.