Das Latenium ist geschlossen
Archäologische Ausgrabungen im Steinbruch des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof
Im August 2023 wurden von einem Team aus Student*innen sowie durch Hobbyarchäologen die Reste einer Schmiede und einer Werkhalle ausgegraben, in der die Häftlinge des Lagers Natzweiler-Struthof ab 1943 für die deutsche Junkers Flugzeug – und Motorenwerke AG ausgediente Flugzeugmotoren zerlegen mussten.
Briefe eines Zwangsarbeiters an seine Familie
In diesen kurzen Mitteilungen gibt « Kees » einen wertvollen Einblick in das Alltagsleben des Zwangsarbeiterlagers. Als Holländer wurde er besser behandelt als die ZwangsarbeiterInnen aus Osteuropa: er konnte ins Kino gehen, sein Lohn ermöglichte es ihm, Geld an seine Familie zu senden und er erhielt Pakete mit Essen, Tabak und Bekleidung von zu Hause. Cornelis, der dieses Alltagsleben mit Sarkasmus schildert, wurde anschliessend in ein Arbeits- und Erziehungslager verbracht, in dem ZwangsarbeiterInnen wegen Ungehorsams unter schrecklichen Bedingungen inhaftiert waren. Er ist dort im Alter von 19 Jahren vermutlich an den Folgen von Misshandlungen und an Erschöpfung gestorben.
Zeichnen, um den Alltag auf Distanz zu bringen
In den grafischen Werken der Gefangenen drücken Humor und Karikaturen Mangel, Nostalgie, Langweile und Frustrationen aus. Essen, Frauen, Reisen, Alkohol oder auch Erinnerungen an bessondere Vergnügungen sind alles Themen, die auf die Wände des Lagers für deutsche Kriegsgefangene in Vandœuvre-lès-Nancy (F) gezeichnet wurden. Auf diese Wand projiziert, stellen sie Beispiele für eine künstlerische Produktion dar, die es ermöglichte, den Alltag zu ertragen, indem man ihn auf Distanz hielt.
Pour qu’on laissât la dégradation intacte
Der von der Regisseurin Ania Szczepanska für die Ausstellung im Laténium geschaffene Film führt uns an die Standorte der Lager Auschwitz-Birkenau, Sachsenhausen, Rathenow, Fort-Queuleu, Vandœuvre-lès-Nancy und Natzweiler-Struthof. Diese Aufnahmen und die Zeugenberichte, die sie begleiten, verleihen dem Entschwinden etwas Poetisches.
Rezeptheft von Flora Saulnier
Flora Saulnier war Mitglied der französischen Résistance und wurde am 23.12.1943 von der Gestapo verhaftet. Zwischen Mai 1944 und Kriegsende wurde sie im Konzentrationslager Ravensbrück in Deutschland interniert. Während ihres Aufenthalts sammelte sie Dutzende von Kochrezepten, die sicherlich nicht dazu bestimmt waren, vor Ort ausprobiert zu werden. Sie zeigen vielmehr, dass das Teilen von Werten und Emotionen, die mit der Freude am Essen verbunden sind, für diese deportierten Frauen ein Mittel war, um gegen die Entmenschlichung anzukämpfen. Das Notizbuch zeugt auch davon, wie wichtig es ist, die in den Lagern aufgebauten Freundschaftsbeziehungen festzuhalten, sobald die Erfahrung zu einem geteilten Erinnerungsstück geworden ist. Das Rezeptbuch wurde im Fonds der Association nationale des Déportées et Internées de la Résistance (ADIR) hinterlegt.