0

Geöffnet von 10.00 bis 17.00

Eingesperrt. Archäologische Zeugnisse des Lageralltags

29. März 2024 – 12. Januar 2025. Verlängerung bis zum 27. April 2025

 

Archäologische Ausgrabungen im Steinbruch des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof

Im August 2023 wurden von einem Team aus Student*innen der Universitäten Strasbourg, Amiens, Bordeaux, Nantes und Rennes sowie durch Hobbyarchäologen die Reste einer Schmiede und einer Werkhalle ausgegraben, in der die Häftlinge des Lagers Natzweiler-Struthof ab 1943 für die deutsche Junkers Flugzeug – und Motorenwerke AG ausgediente Flugzeugmotoren zerlegen mussten

 

 

Briefe eines Zwangsarbeiters an seine Familie

Lesung der Briefe, die Cornelis «Kees» de Looze zwischen dem 16. Januar und dem 30. Mai 1943 an seine Familie geschrieben hat. In diesen kurzen Mitteilungen, die auf vorgedrucktem Schreibpapier, auf dem nicht viel Platz war, niedergeschrieben wurden, gibt «Kees» einen wertvollen Einblick in das Alltagsleben des Zwangsarbeiterlagers. Der ordinäre Rassismus, die Bombenangriffe, der Mangel an Nahrung und der Schwarzmarkt sind wiederkehrende Themen. Als Holländer wurde er besser behandelt als die ZwangsarbeiterInnen aus Osteuropa: er konnte ins Kino gehen, sein Lohn ermöglichte es ihm, Geld an seine Familie zu senden und er erhielt Pakete mit Essen, Tabak und Bekleidung von zu Hause. Hinter dieser anscheinenden Normalität verbirgt sich jedoch eine ganz andere Realität: die harte und gefährliche Arbeit in den Munitionsfabriken, die unmenschlichen Arbeitszeiten und die willkürlichen Strafen. Cornelis, der dieses Alltagsleben mit Humor und Sarkasmus schildert, wurde anschliessend in ein Arbeits- und Erziehungslager verbracht, in dem ZwangsarbeiterInnen wegen Ungehorsams unter schrecklichen Bedingungen inhaftiert waren. Er ist dort im Alter von 19 Jahren vermutlich an den Folgen von Misshandlungen und an Erschöpfung gestorben.

 

Zeichnen, um den Alltag auf Distanz zu bringen

In den grafischen Werken der Gefangenen drücken Humor und Karikaturen Mangel, Nostalgie, Langweile und Frustrationen aus. Essen, Frauen, Reisen, Alkohol oder auch Erinnerungen an bessondere Vergnügungen sind alles Themen, die auf die Wände des Lagers für deutsche Kriegsgefangene in Vandœuvre-lès-Nancy (F) gezeichnet wurden. Auf diese Wand projiziert, stellen sie Beispiele für eine künstlerische Produktion dar, die es ermöglichte, den Alltag zu ertragen, indem man ihn auf Distanz hielt.

 

Pour qu’on laissât la dégradation intacte

Der von der Regisseurin Ania Szczepanska geschaffene Film «Damit der Verfall unangetastet bleibt» führt uns an die Standorte der Lager Auschwitz-Birkenau, Sachsenhausen, Rathenow, Fort-Queuleu, Vandoeuvre-lès-Nancy und Natzweiler-Struthof. Diese Aufnahmen und die Zeugenberichte, die sie begleiten, verleihen dem Entschwinden etwas Poetisches.

Die Landschaft hat die Überreste aufgenommen, umgeformt und bisweilen absorbiert. An den verschiedenen Standorten werden die verschwundenen Strukturen durch Markierungen, die auf dem Boden die Grundrisse ehemaliger Baracken nach­zeichnen, durch die Aufstellung von Informationstafeln, durch den Wiederauf­bau von Gebäuden mit degradierter Bausubstanz wieder sichtbar gemacht.
Dieser Film erzählt die verschiedenen Arten wie Ruinen entstehen und zeigt, dass die Geschichte zunächst in Vergessenheit geraten muss, damit es Erin­nerung geben kann.

 

Interviews