Geöffnet von 10.00 bis 17.00
29. April 2011 – 8. Januar 2012
Die Fundmagazine der Museen sind gefüllt mit Fälschungen und rätselhaften Objekten, die die Konservatoren sorgsam vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen halten. Mit der Ausstellung l’âge du faux wollte das Laténium die Verlockung offenlegen, die von diesen manchmal spektakulären und immer aufschlussreichen Objekten ausgeht : es handelt sich um prestigeträchtige oder verkannte Objekte, die von zahlreichen Museen in der Schweiz und im Ausland geliehen wurden.
Die Ausstellung l’âge du faux lud dazu ein, das Authentische vom Gefälschten zu unterscheiden. Sie zeigte aber auch, dass Fälschungen aufschlussreich sind: sie offenbaren die Hoffnungen, Überzeugungen und Träume der Archäologen. So kann man feststellen, dass eine Fälschung nie ganz falsch ist und das, was man für authentisch hält, nie ganz echt…Kurz, die Fälschung zeigt, dass Lug und Betrug so alt wie die Menschheit selbst sind!
Die Archäologie fasziniert, da sie ermöglicht es, die versteckte Realität vergessener Zeiten zu berühren. Aber die Vergangenheit weckt auch die Begierde erfinderischer Fälscher. Seit Jahrhunderten verfeinern die Archäologen daher ihre Methoden, um die Authentizität der Funde zu beurteilen und Betrug aufzudecken. Und in den Museen werden die archäologischen Fälschungen sorgsam vor den Augen der Öffentlichkeit versteckt …
Die Ausstellung l’âge du faux beschritt also einen neuen Weg, um diese manchmal spektakulären und immer aufschlussreichen Objekte ans Tageslicht zu bringen. Die Arbeitsgruppe des Laténiums hat die Fundmagazine auf der Suche nach diesen verfemten Objekten durchsucht. Sammlungen und Museen in der Schweiz und im Ausland – darunter so berühmte Institutionen wie der Louvre, das Musée d’Archéologie Nationale oder das Musée du Quai Branly – wurden um Leihgaben angefragt, um eine einzigartige Auswahl an Objekten aus antiken, prähistorischen und historischen Sammlungen in Europa, Afrika, Asien und Amerika zusammenzustellen. Diese Auswahl von sehr unterschiedlichen Exponaten umfasste die fossilen Reste des ersten Menschen, ägyptische Statuetten und Büsten, chinesische Terrakotta-Soldaten, keltische Waffen, «Hieroglyphen» der ältesten menschlichen Sprache, die Tiara aus Gold eines Skythenherrschers, griechische, römische und etruskische Vasen, ein Bronzepferd, echte falsche Münzen, paläolithische Kleinkunst und Schmuck, Kultgeräte aus den Pfahlbauten, neolithische Beile, das berühmte «fehlende Glied» zwischen Affe und Mensch…und sogar das Blitzbündel Jupiters!
Die Geschichte der Fälschungen besteht aus kleinen Anekdoten und grossen «Affären», die das lange Abenteuer der Archäologie abstecken. Um diesen bewegten Ablauf zu rekonstruieren, wurde eine schlichte Szenographie gewählt, bei der mit Transparenz, Ellipsen und Illusionen, Licht- und Farbeffekten gespielt wird. In einem grossen, offenen Saal wurden sieben aufeinanderfolgende Themenbereiche präsentiert, um die vielfältigen Aspekte der Fälschung…und des Authentischen zu veranschaulichen.
Der Besucher konnte nacheinander verschiedene Arten des Betrugs entdecken: schändliche Fälschungen; harmlose Fantasien fabulierender Sammler und gelehrter Spassvögel; die grossen Skandale aus der Geschichte der Archäologie; gefälschte oder falsch gedeutete authentische Objekte; originalgetreue Kopien, die von den Labors der Museen als solche authentifiziert wurden. Vor allem aber konnte er feststellen, dass die Grenzen zwischen gefälscht und echt fliessend sind. Denn zwischen Nachahmung, Wiederverwertung und Kopie haben unsere Vorfahren auch Spuren verwischt und Illusionen geschaffen…Mit einem Wort, Betrug gab es schon immer!
In unserem konsumdurstigen 21. Jahrhundert beruhten unsere Wert auf Bildern und virtuellen Zeichen, die keine materiellen Bezüge mehr brauchen. Die Archäologie scheint heute die letzte Garantie für echte materielle Authentizität zu liefern: sie allein scheint es uns zu ermöglichen, die Wahrheit zu berühren, indem sie echte materielle Hinterlassenschaften vergangener Zeiten ausgräbt.
Die Ausstellung des Laténiums zeigte aber auch, dass gerade die Archäologie mit ihrem illusorischen Kult der absoluten Authentizität die Fälschung ermöglicht hat. Doch auch wenn die Geburt der Archäologie ein neues Zeitalter eröffnet hat («die Fake-Zeit»), muss zumindest fesgehalten werden, dass zwar nichts ganz und gar authentisch ist, aber dass in jeder Fälsung auch ein Stück Echtheit steckt, gestern wie heute …