Geöffnet von 10.00 bis 17.00
23. Oktober 2015 – 29. Mai 2016
Die Idee der Ausstellung Derrière la Grande Muraille ergab sich aus den Ausgrabungen der Schweizerisch-mongolischen Mission, die vom archäologischen Institut der Universität Neuchâtel geleitet wird. Die von diesem Team in der Xiognu-Siedlung Boroo Gol durchgeführten Untersuchungen haben neue und unerwartete Ergebnisse erbracht. Sie ermöglichten es insbesondere, diese Nomadenvölker – Viehzüchter, die bisweilen auch ein sesshaftes Leben führten – besser zu beschreiben. Es ist nunmehr auch möglich, die Rivalitäten zwischen den Xiognu der Mongolei – die auch hervorragende Reiter und gefürchtete Krieger waren – und den sesshaften Han-Bauern, die in den fruchtbaren Regionen Chinas entlang der grossen Flüsse siedelten, besser zu verstehen.
Schattentheater und in hell/dunkel gehaltene Wandfresken liessen den Besucher in einen Raum eintauchen, der zunächst der Mongolei gewidmet war: die Fundstelle Boroo Gol mit ihrer Kunst der Steppentiere und ihren reich ausgestatteten Fürstengräbern, die oft beeindruckend gross waren. Im Innern dieser Gräber fanden die Archäologen, manchmal bis zu einer Tiefe von 18 m Objekte aus Bronze, Eisen, Gold oder Keramik, die von den Nomaden selbst hergestellt wurden, aber auch Luxusgüter, die von ihren Feinden, den Han, gefertigt wurden.
Der Besucher verliess sodann diesen ersten Raum, um sich jenseits der Grossen Mauer zu begeben, wo er auf die Xiognu-Stämme und die Armeen der Han traf. Eine der Schlachten, die sich diese rivalisierenden Clans lieferten, wird insbesondere von der russischen archäologischen Mission veranschaulicht, die in Bayanbulag, im Süden der Mongolei, ein Massengrab im Zusammenhang mit diesen blutigen Kämpfen entdeckte. Waffen, Figuren von Fusssoldaten und berittenen Soldaten beschwören die Konflikte dieser Zeit herauf.
Daraufhin wurde das Thema der Grossen Mauer behandelt, die diese beiden Reiche genau abgrenzte. Die Mauer dieser Zeit unterscheidet sich von der sehr viel später, in der Ming-Zeit, errichteten Mauer, die die Touristen heute bei ihrem Aufenthalt in China besuchen. Die Rekonstruktion eines Abschnittes in naturgetreuer Grösse im Ausstellungssaal des Museums und das Modell, das die Arbeiter beim Bau zeigt, veranschaulichen die verschiedenen Etappen der Konstruktion und die Baudetails dieses beeindruckendenBauwerkes aus Erde.
Leihgaben aus mehreren Museen in der Schweiz und im Ausland ermöglichten es dem Laténium, die Opfergaben der Han, Scätze aus dem Alltagsleben, die in die Gräber der reichsten Vertorbenen gelegt wurden, auszustellen. Dem Toten wurden Schmuck, Bronzegeschirr und Keramikbehälter mitgegeben, dazu kleine Jadedrachen, Tierfigürchen und Terrakottastatuetten, die die verschiedenen Klassen der Gesellschaft repräsentieren. Unter diesen Opfergaben stellen kleine Baumodelle aus Terrakotta, die Paläste, Wohnhäuser, Ställe, Brunnen oder Speichergebäude abbilden, eine Besonderheit dar.
Die Ausweitung des Chinesischen Reiches und die Kontrolle über ein riesiges Gebiet, das ständig von den Einfällen der Xiognu bedroht war, veranlassten die Han-Herrscher, die Grosse Mauer nach Westen fortzusetzen. Sie reichte bis an den Rand der Taklamakan-Wüste, wo die verschiedenen Reiserouten der Karawanen aus dem Mittleren Osten endeten. Die Ausstellung wurde mit dem Thema der Seidenstrasse abgeschlossen, die ab dem 2. vorchristlichen Jahrhundert, genau zur Zeit der Konflikte zwischen Xiognu und Han, eine Verbindung zwischen China und dem Mittelmeer schuf.